Sophie R's
story

"Mein Wohlbefinden, meine Kraft sind die Wurzeln, die stark genug sein müssen, damit etwas Wunderschönes daraus wachsen und blühen kann."

Als ich von meiner ersten Schwangerschaft erfahren habe, war ich noch im Studium. Dementsprechend war ich auch mit Abstand die erste in meinem Umfeld, die Mama geworden ist. Ich war also in einer Situation, in der in meinem Umfeld sonst niemand war und konnte meine Sorgen und Zweifel, aber auch die Freuden des Mama-Seins nicht mit Gleichgesinnten teilen. Dazu kam, dass ich zu diesem Zeitpunkt eher ländlich gelebt habe, was das Ganze nochmal enorm verstärkt. Bei den allermeisten Mamas in meiner Region, konnte leider kein Zugehörigkeitsgefühl entstehen. Eine andere große Herausforderung war die Unabhängigkeit, vor allem finanziell, die wir damals leider noch nicht hatten. Auch mein Mann befand ich zu der Zeit noch im Studium, unsere Familien haben uns jedoch von Anfang an bedingungslos unterstützt. Dafür bin ich ihnen immernoch sehr dankbar. Es war aber ein großes Thema für mich, die Hilfe anzunehmen, ohne das Gefühl zu bekommen das irgendwie kompensieren zu müssen.

Schmetterlingsmoment

Der Vorteil meiner ungeplanten Schwangerschaft, waren die fehlenden Erwartungen. Auch wenn ich grundsätzlich immer schon Mutter werden wollte, hat mir mein Sohn die Entscheidung letztlich abgenommen. Nach dem ersten Schock haben wir dieses Schicksal also einfach dankbar angenommen und uns vorgenommen es so gut es nur geht zu genießen.

Ich habe mich in dieser Zeit immer daran erinnert, alles sehr bewusst zu machen. Mein Motto war von Anfang an, dass ich alles so mache, wie ich es für richtig halte und wie ich es genießen kann. Wenn mein Kind abends beispielsweise einfach nicht müde wurde, dann blieb er eben noch eine Weile mit uns wach. Ich wollte nicht in irgendwelche Raster passen, weil es von mir erwartet wird und den Druck, den man als Mutter oft genug von sich selbst oder anderen spürt, nicht auf mein Kind übertragen. Dadurch war ich in einigen Dingen irgendwie gelassener. Natürlich brauchen Kinder auch ihre Routinen. Mir war es dabei aber einfach wichtig, einen Mittelweg zu finden, damit auf die Bedürfnisse von allen Familienmitgliedern eingegangen wird.

Auch Hilfe anzunehmen und um Hilfe zu bitten, musste ich erst lernen. Das ist mir am Anfang total schwergefallen, weil ich eigentlich beweisen wollte, dass ich es auch alleine kann. Aber das ist eine Erkenntnis, die erst mit der Zeit kommt, dass man es auch gut macht, wenn man Hilfe annimmt. Dazu gehört es auch, Zeit für sich einzufordern. Es ist eine große Herausforderung, sich dabei selbst keine Vorwürfe zu machen oder sich von anderen Vorwürfe machen zu lassen, dass man seine Kinder auch mal beim Partner oder den Eltern lässt. Man muss sich von fremden Erwartungen lösen. Diese existieren ja auch oft nur im eigenen Kopf. Ich musste lernen, wieder auf meine innere Stimme und meine eigenen Bedürfnisse zu hören. Mein Wohlbefinden, meine Kraft sind die Wurzeln, die stark genug sein müssen, damit etwas Wunderschönes daraus wachsen und blühen kann.

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